Agilität spielt in einer komplexen Umgebung mit unklaren Ergebnissen ihre wahre Stärke aus. Unternehmen, die in volatilen Verhältnissen schnell reagieren, werden am Ende die Nase vorne haben.
Wenn Sie nur einige wenige Teams in einem kleinen Unternehmen haben, ist ein Richtungswechsel leichter zu bewältigen als in einem großen Unternehmen. Kleine Unternehmen können so mit neuen Technologien schnell Marktanteile gewinnen. Doch genau diese Agilität wollen sich auch viele Großunternehmen zumindest ansatzweise zunutze machen – und SAFe hat das Potenzial, genau das zu erreichen.
SAFe ist demnach ein vornehmlich für Großunternehmen konzipierter Ansatz, in dessen Rahmen verschiedene Praktiken wie unter anderem Lean, Agile, DevOps, UX, Design Thinking vermischt werden. Es stellt sozusagen ein Rezept zusammen, mit dem Großunternehmen agil werden können.
Doch die Frage ist: „Hält das Rezept, was es verspricht?“
SAFe wirkt für jemanden, der in einem kleineren Unternehmen mit nur wenigen Teams gearbeitet hat, wie ein monströses Konstrukt aus Hierarchien, Übergaben, Wartezeiträumen und Spezialisierungen, über das man wohl nie einen Überblick bekommen wird.
Wenn Sie hingegen in einer großen Organisation gearbeitet haben, in der Projekte mehrere Jahre laufen, kann SAFe eine neue Lösung sein, Ergebnisse zu erzielen. Dennoch gibt es auch Menschen mit Projekthintergrund, die von SAFe nicht begeistert sind, da sie denken, das Konzept sei zu chaotisch, verfüge über keine Prozesse und niemand habe eine Ahnung, was gerade passiert.
Das Problem ist, dass das Framework zu viele Ideen beinhaltet. So kann es passieren, dass man sich beim Versuch, SAFe zu verstehen, zu sehr auf das konzentriert, was SAFe einem vorschreibt und die Lean- oder Agile-Prinzipien aus den Augen verliert. Stattdessen sollte man sich fragen: „Wie können wir dem Kunden schneller etwas Wertvolles liefern – halten wir uns an die SAFe-Vorgaben?“
Genau diese Vorgaben müssen Sie an Ihre Bedürfnisse anpassen. Doch bevor Sie die SAFE-Prinzipien ändern, müssen Sie verstehen, warum Sie dies tun wollen. Und genau hier hakt es bei den meisten Unternehmen, die SAFe einführen.
Bei SAFe sind die kleinste Einheit Release Trains, die empfehlungsgemäß jeweils zwischen 50 und 125 Personen umfassen sollten. Ein Release Train ist Teil eines Wertstroms, der einen oder mehrere Release Trains beinhalten kann. Wenn Sie über eine Vielzahl von Wertströme verfügen, dann benötigen Sie ggf. eine umfassende SAFe-Lösung, um alle zu synchronisieren. So kann ein Unternehmen mit 800 Entwicklern acht Trains einrichten, die in drei aus rund 70 Teams bestehenden Wertströmen aufgeteilt sind.
Bei SAFe werden Programminkrementes in Iterationen geplant, damit Lieferungen synchronisiert werden. Dabei steht das im Mittelpunkt, was die Teams innerhalb des Iterationszeitraums liefern können. Doch das Dirigieren vieler Teams ist eine Kunst. Wenn nicht alle Mitarbeiter bereits ein tieferes Verständnis hinsichtlich Lean und Agile haben, werden Sie wahrscheinlich zum traditionellen Projektmanagement zurückkehren.
Dies liegt schlicht an der Komplexität von SAFe. In diesem Kontext wird es immer wieder zu zunächst falschen Prozessregelungen, Abhängigkeiten, Wertströmen usw. kommen. Eine häufige Reaktion von Unternehmen, die an traditionelles Projektmanagement gewöhnt sind, ist der Versuch, die Situation zu kontrollieren, indem sie Fristen, Schätzungen, mehr Ressourcen und Folgemaßnahmen fordern. Das Ergebnis ist ein Zusammenbruch der agilen Denkweise.
Wenn Sie sehr schnelles Feedback von Kunden benötigen, dieses wöchentlich umsetzen möchten und sehr schnell reagieren müssen, dann wird Ihnen SAFe sehr wahrscheinlich nicht helfen.
Wenn jedoch ein Zeithorizont von etwa drei Monaten für Sie realistisch ist und Sie es sich leisten können, dass 50-120 Arbeitskräfte drei Monate lang arbeiten können, bis Sie wissen, ob sich diese Arbeit auszahlt, dann könnte SAFe auch für Sie funktionieren.
Sie dürfen nur nicht dem Irrglauben verfallen, dass Sie mit Start-ups oder Unternehmen gleichziehen können, was Agile und Lean-Ideen betrifft, weil sie diese buchstäblich in ihrer DNA haben; das werden Sie mit SAFe nicht schaffen.
Wenn Sie mehr über SAFe in Bezug auf Wertschöpfungsketten, Rollen und Aufgaben erfahren oder wissen möchten, wie eine SAFe-Transformation ablaufen kann, dann sehen Sie sich dieses Webinar an.