OKRs bieten eine „kompakte Strategie“ für die einzelnen Produktteams, um ihre kurz- und mittelfristigen Prioritäten an die Ziele des gesamten Unternehmens anzupassen."
- Tim Herbig, Product Management Coach and Consultant
Werden OKRs, also Objectives (Ziele) und Key Results (Schlüsselergebnisse), in einem Produktteam richtig implementiert, verschaffen sie diesem Team und damit dem gesamten Unternehmen entscheidende Vorteile wie:
- Abteilungsübergreifende Ergebniskommunikation
- Engmaschigere Verflechtung der Produktentwicklung mit den Unternehmenszielen
- Fokusadaption des Teams von der reinen Existenz des Produkts auf die Wirkung des Produkts
Abteilungsspezifische OKRs werden oft durch Management-OKRs beeinflusst. Wenn sich ein Unternehmen beispielsweise ein bestimmtes Wachstumsziel gesetzt hat, sollte das Vertriebsteam seine Ziele hinsichtlich der Kundenakquise oder des durchschnittlich erwarteten Umsatzvolumens bei Neukunden entsprechend anpassen.
1. Ihre OKRs müssen produktbezogen sein.
Bei der Implementierung von OKRs wird häufig der Fehler gemacht, dass der Fokus falsch gesetzt wird. So könnte das Ziel einer Produktabteilung sein, immer genau vierteljährlich ein Produkt-Upgrade herauszubringen.
Das klingt zwar zunächst nach dem Ziel, das Produkt zu verbessern, doch es muss an dieser Stelle hinterfragt werden, ob ein zwar pünktlich herausgebrachtes, aber undefiniertes Upgrade dem Unternehmenswachstum, um bei demselben Unternehmensziel „Wachstum“ zu bleiben, wirklich hilft. Daher muss der Fokus auf der Frage liegen:
Was muss das Produkt erreichen, um zum gewünschten Unternehmenswachstum beizutragen?
Auf diese Weise werden die Weichen für die Abteilung gestellt und somit auch die entsprechenden Prioritäten definiert.
Angenommen Ihr Unternehmen möchte die Kundenbindung um 25 Prozent steigern, dann wäre für die Produktentwicklung folgende OKR denkbar:
- Optimierung der Kundenbindung (Objective - Ziel)
- 10 % Steigerung der Kundeninteraktion (Key Result – Schlüsselergebnis)
- 15 % Reduzierung der Anzahl an inaktiven Kunden
Genau dies entspricht dem, was John Doerr, der Verfasser des Buchs Objectives und Key Results, als die Superkräfte von OKRs hervorhebt: Anpassung und Harmonisierung.
2. OKRs und Roadmap dürfen nicht austauschbar sein.
Für Produktteams stellen Roadmaps äußerst wichtige Werkzeuge dar, die ihnen einen übersichtlichen Zeitplan bezüglich Produktaktualisierung und Produktneuentwicklung bieten. Da liegt es nahe, sie immer wieder ganz oder teilweise mit OKRs gleichzusetzen. Doch dabei handelt es sich um einen Trugschluss. So könnte beispielsweise die Aufgabe, eine Software bis zu einem bestimmten Datum mit einer Reporting-Funktion auszustatten, als OKR interpretiert werden.
Der Fehler liegt hier darin, dass der Fokus auf dem reinen Ergebnis der Aufgabe liegt, nicht darauf, welche Veränderungen dieses mit sich bringt.
Wenn ein Unternehmen beispielsweise 10 neue Großkunden akquirieren möchte, könnte ein gutes Produktziel folgendes sein:
- Die Ausarbeitung dreier neuer Funktionalitäten, die Großkunden erwarten würden
Hier fällt gleich auf, dass dieses Ziel weniger restriktiv ist. An dieser Stelle ist die Kreativität der Teams bezüglich Produktentwicklung und Innovation gefragt.
Die oben genannte Aufgabe, eine Software bis zu einem bestimmten Datum mit einer Reporting-Funktion auszustatten, kann hierbei Teil der Lösung sein, ist aber nicht das grundlegende Ziel, durch das das Team angetrieben wird.
3. OKRs dürfen nie isoliert aufgestellt werden.
Allbirds ist ein Hersteller nachhaltiger Schuhe, der OKRs (von ihnen KIWIs genannt) zu seiner Unternehmens-DNA gemacht hat. Im Innovationsbereich bietet dies einen entscheidenden Vorteil, da so andere Teams leichter von neuen Ideen überzeugt werden können, sodass Ziele schneller erreicht werden.
Im Unternehmen sind die Teams aus den Bereichen Produktdesign, Produktentwicklung und Nachhaltigkeit eng miteinander verflochten, wodurch alle an einem Strang ziehen, um die Unternehmens-KIWIs zu erreichen. Wie Ingenieur Winston Kim sagt: „Nur wenn alle zusammenarbeiten, wird ein Schuh draus.
Bei der Aufstellung von OKRs stellt deren Abstimmung über Abteilungen hinweg einen zentralen Punkt dar. So muss etwa auf Seite der Produktentwicklung der Kundenbedarf klar ersichtlich sein, was wiederum bedeutet, dass dem Marketing die Produktziele genau dargelegt werden müssen usw. Auf diese Weise kann ein engmaschiger und effizienter Arbeitszyklus implementiert werden.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass durch den richtigen Einsatz von OKRs isolierte Aktivitäten vermieden und Prozesse harmonisiert werden. Im Endeffekt geht es darum, dass das Unternehmen einheitlich agiert und so möglichst viele seiner Ziele erreicht.