Das Opernhaus in Sydney ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Australiens. Es besteht aus mehreren Konzert- und Theatersälen, in denen jährlich über 1.500 Aufführungen stattfinden. Diese werden von über 1,2 Millionen Menschen besucht. 2007 wurde es in die Liste des UNESCO-Kulturerbes eingetragen. Entworfen wurde es vom weltberühmten dänischen Architekten Jørn Utzon. Baubeginn war 1959. Offiziell eröffnet wurde es dann 1973. Utzon erhielt für sein Meisterwerk den Pritzker-Architekturpreis. Es ist zweifellos eines der bekanntesten Gebäude Australiens.
1955 schrieb die Regierung von New South Wales den Design-Auftrag aus. Daraufhin gingen 233 Vorschläge aus 32 Ländern ein. Die Entwürfe sollten gut definierten Kriterien folgen: Das Gebäude sollte aus einem großem Saal mit 3.000 Sitzen und einem kleinen Saal mit 1.200 Sitzen bestehen. Dabei sollte es sich um Multifunktionssäle handeln, die für Opern, Orchester- und Chorkonzerte, Massenveranstaltungen, Vorträge, Ballettaufführungen und andere kulturelle Events geeignet sind. Anders ausgedrückt wusste der Geldgeber, in diesem Fall die Regierung von New South Wales, genau, was er wollte. Zur zielgerichteten Erfüllung der Projektziele ist das äußerst wichtig. Letztendlich wurde aber der dänische Architekt Jørn Utzon mit diesem Auftrag betraut, und das obwohl sein Entwurf angeblich nicht völlig den Kriterien entsprach, sondern mit markantem Design bestach. Am Ende war es eindeutig die richtige Entscheidung.
Es kam zu vielen Verzögerungen und Budgetüberschreitungen. Ursprünglich sollte der Bau sieben Millionen Dollar kosten und am 26. Januar 1963 fertiggestellt werden; doch das nur auf dem Papier. Die Realität sah ganz anders aus. Am Ende kostete das Opernhaus 102 Millionen Dollar und wurde 1973 fertiggestellt. Viele Experten sehen darin ein Beispiel für schlechtes Projektmanagement. Aber sollte der Erfolg eines Projekts nur anhand der Kosten, der Termine und des Endergebnisses bewertet werden? Dies sind zwar wichtige Punkte, aber dennoch spielen Projekthintergründe, verfügbare Ressourcen und die Projektbeteiligten ebenfalls eine tragende Rolle. Im Folgenden werden diese Aspekte in Bezug auf das Opernhaus in Sydney genauer betrachtet.
Das Opernhaus von Sydney war das erste Projekt seiner Art im Hinblick auf Umfang, Beschränkungen, Anforderungen und Kreativität. Es gab also kein Vorgängerprojekt, das als Referenz hätte dienen können. Dies erschwerte die Umfangberechnung erheblich. Zudem gab es zu Baubeginn noch interne Kommunikationsprobleme. Es mangelte an einem Kommunikationskonzept. Der leitende Architekt Jørn Utzon etwa hätte gleich eng mit einem Ingenieursteam zusammenarbeiten sollen, behielt aber Probleme für sich, bis er selbst eine mögliche Lösung dafür gefunden hatte. Aufgrund dessen kam es zu Verzögerungen in der Entwurfs- und Planungsphase, was wiederum zu Frust unter den Teammitgliedern führte. Utzon ließ in sein Gebäude nicht einmal ein Telefon einbauen. Sämtliche Kommunikation erfolgte daher per Kurier. Es dauerte nicht lange, bis die involvierten Ingenieure seine Kommunikationskompetenz in Frage stellten, was zu noch größerem Frust führte. Damit wird deutlich, dass Kommunikation beim Projektmanagement eine ebenso wichtige Rolle spielt wie planerische Fähigkeiten.
Was die Lage noch verschärfte, waren die Wahlen in New South Wales 1965. Denn danach kamen diejenigen an die Macht, die sich ursprünglich diesem Projekt widersetzt hatten. Zähneknirschend ließen sie das Projekt zwar weiterlaufen, doch aufgrund der ausufernden Kosten verlangten sie einige Änderungen. Jørn Utzon war mit einigen Änderungsvorschlägen jedoch nicht einverstanden. Daher gab Utzon 1966 seinen Posten als leitender Architekt ab und das Bauprojekt wurde von australischen Architekten fortgeführt. Daraus lernen wir, dass es für ein erfolgreiches Projektmanagement auch Projektleiter bedarf, die mit Projektbeteiligten gut kooperieren können.
Trotz all der Schwierigkeiten kann man beim Opernhaus von Sydney von einem Erfolg sprechen. Es wurde mit einer pompösen Zeremonie von Queen Elizabeth II. eröffnet. Heute ist es ein bedeutendes Kulturzentrum für Musik, Kunst und Architektur. Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde dieses Opernhaus so nicht nur zum Wahrzeichen einer ganzen Stadt, sondern zum Wahrzeichen einer ganzen Nation.