Die Golden Gate Bridge in San Francisco war ein unglaubliches Bauprojekt. Sie wurde zwischen 1933 und 1937 erbaut. So ein Bauwerk inmitten der Weltwirtschaftskrise errichten zu können, wandelte die Brücke damit auch zum Sinnbild der US-amerikanischen Innovationskraft und wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit.
Eigentlich sollte die Golden Gate Bridge schlicht den Verkehrsfluss in San Francisco verbessern. Doch dieses Ziel steht heute im Schatten ihrer Sinnbildlichkeit für amerikanische Ingenieurs- und Innovationskunst. Von der American Society of Civil Engineers wurde sie zu einem der modernen Weltwunder erklärt.
Anfang der 1920er-Jahre wurde eine Machbarkeitsstudie zum Bau der Brücke durchgeführt, die positiv ausfiel. Die Behörden schätzten die Baukosten auf 100 Millionen Dollar – zu teuer für die damalige Zeit. Doch der junge, aufstrebende Ingenieur Joseph Strauss versprach, die Brücke für weit weniger Geld bauen zu können. Zur Senkung der Kosten setzte er auf das Hängebrücken-Design, das durch Fortschritte in der Stahlherstellung günstiger geworden war. Er galt als genialer Ingenieur, der über 400 Brücken entwarf; darunter auch eine, die Sibirien mit Alaska verbinden sollte.
Am Bau der Golden Gate Bridge können wir vieles über Projektmanagement und insbesondere Risikomanagement lernen. Joseph Strauß, der spätere Chefingenieur, verbrachte drei Jahre mit der Erstellung seines ersten Entwurfs. Erst dann wurde mit einem von ihm selbst zusammengestellten Team von Ingenieuren der finale Entwurf entwickelt.
Strauss schätzte, dass rund drei Dutzend Arbeiter während des Bauprozesses sterben könnten. Diese Zahl belief sich jedoch, dank seiner durchgesetzten Sicherheitsmaßnahmen, nur auf 11. Es war das erste Bauprojekt, bei dem alle Arbeiter Schutzhelme tragen mussten. Zudem wurden weitere Schutzmaßnahmen getroffen, wie das Anbringen von Sicherungsgurten und das Tragen von Atemschutzmasken bei Maler- und Lackierarbeiten. Die Arbeiter mussten zudem Lederhandschuhe sowie Sonnenbrillen tragen und sich mit Sonnenschutzcreme einreiben. In einer eigens am Südende der Baustelle eingerichteten Krankenstation wurden verletzte Arbeiter unmittelbar behandelt. Der größte Lebensretter war aber wohl das riesige Sicherheitsnetz, das unter der Brücke angebracht wurde. Es rettete 19 Menschen das Leben. Der erste Todesfall ereignete sich so erst nach über dreieinhalb Jahren Bauzeit.
Auch wenn jedes verlorene Menschenleben natürlich zu viel ist, ist der Bau der Golden Gate Bridge doch ein eindrücklicher Beleg dafür, welchen Stellenwert ein gutes Risikomanagement bei Projekten einnimmt bzw. einnehmen sollte. Strauss und sein Team haben praktisch alle Gefahren in ihre Planungen miteinbezogen und haben dazu sogar Todeszahlen prognostiziert. Wer sich auf Risiken und Gefahren vorbereitet, kann mit einem weitaus reibungsloseren Projektverlauf rechnen.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass es sich beim Risikomanagement um einen stetigen Prozess handelt, in dessen Rahmen potenzielle Probleme frühzeitig identifiziert, kommuniziert und analysiert werden. Am Ende sollten die Risiken dann so weit wie möglich minimiert worden sein. All das trägt zum letztendlichen Erfolg eines Projekts bei.
Der Bau der Golden Gate Bridge lehrt uns auch, wie wichtig es ist, auf die Sicherheit und Motivation seiner Arbeiter zu achten, denn am Ende sind sie es, die das Projekt fertigstellen – an ihnen darf nicht gespart werden.
Quellen:
http://www.history.com/news/6-things-you-may-not-know-about-the-golden-gate-bridge
https://en.wikipedia.org/wiki/Joseph_Strauss_(engineer)