Der Taj Mahal gilt weltweit als das Symbol der Liebe.
Der Taj Mahal, übersetzt „Kronen-Palast“, zählt zu den sieben neuen Weltwundern und wurde 1983 von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Er wurde in der Stadt Agra in Indien am Ufer des Flusses Yamuna errichtet. Laut Überlieferungen soll der damalige Großmogul Shah Jahan den Bau des Palasts zum Gedenken an seine verstorbene dritte Ehefrau Mumtaz Mahal in Auftrag gegeben haben. Die Bauzeit betrug rund 20 Jahre. Heute gilt der Palast als eines der Meisterwerke mogulischer Architektur in Indien.
Können wir vom Bau des Taj Mahal aus Projektmanagementsicht etwas lernen, obwohl Projektmanagement, wie wir es kennen, damals noch gar nicht existierte? Auch wenn das Wort „Projektmanagement“ im 17. Jahrhundert noch nicht bekannt war, so müssen die Verantwortlichen für die Errichtung des Taj Mahal doch über solches Wissen verfügt haben.
Für den Bau des Taj Mahal erließ der Großmogul Shah Jahan einen Ferman, also einen Erlass bzw. ein königliches Dekret oder Mandat. Aus Projektmanagementsicht ist dieses offizielle Dokument mit einer Projektcharta vergleichbar, in der die Ziele und Anforderungen des Projekts definiert werden. Shah Jahan war entsprechend der Auftraggeber des Projekts. Mit dem Bau des Taj Mahals wurden mehrere Architekten und Designer beauftragt, die direkt dem Großmogul unterstanden. Aus heutiger Sicht wäre dies mit dem Lenkungsausschuss vergleichbar.
Eine der größten Herausforderungen aus Projektmanagementsicht war das Fundament – es gilt gar als technisches Wunder. Da der Palast am Ufer des Flusses Yamuna erbaut wurde, musste der Boden des Flussufers infolge des hohen Grundwasserspiegels stabilisiert werden. Wegen der beträchtlichen Last des Mausoleums konnte dieses nicht auf feuchtem Boden errichtet werden. Deshalb wurden große, tiefe Brunnen gegraben, um Grundwasserschwankungen auszugleichen. Die Brunnen wurden mit Bauschutt aufgefüllt und mit Holzplatten abgedeckt. So konnte der Taj Mahal auf festem Untergrund errichtet werden, der bis heute, über 380 Jahre später, noch immer ein solides Fundament bietet.
Das Besondere am Taj Mahal sind die aus ganz Asien stammenden Materialien, aus denen er gebaut wurde. Er besteht hauptsächlich aus weißem Marmor und wurde mit 30 verschiedenen Edelstein- und Halbedelsteinarten aufwendig verziert. An diesem Weltwunder waren über 20.000 Arbeiter beteiligt, die aus ganz Asien und Europa rekrutiert wurden. In der damaligen Zeit waren nachträgliche Änderungen an mogulischen Gebäuden nicht üblich. Die Arbeit der Ingenieure und Handwerker musste also von vornherein perfekt sein. Daher war es von größter Bedeutung, dass die richtige Arbeitskraft (Ressource) mit den richtigen Qualifikationen der richtigen Aufgabe zum richtigen Zeitpunkt zugeteilt wurde. Neben Menschen waren am Bau auch über 1.000 Elefanten beteiligt. Wir können also davon ausgehen, dass die mogulischen Ingenieure und Designer nicht nur gute Projektmanager, sondern auch gute Ressourcenmanager waren.
Der Bau des Taj Mahals kostete rund 32 Millionen Rupien, heute sind das weniger als 1,3 Millionen Dollar. Abgesehen vom Mausoleum besteht der Taj Mahal aus einem Tor, einer Moschee, einem Gästehaus und einer riesigen, weitläufigen Gartenanlage. Der Taj Mahal ist wahrlich ein Meisterwerk in Bezug auf Planung und Design, weshalb die Bauverantwortlichen definitiv über gute Projektmanagementtechniken und -methoden verfügt haben mussten.